Für Hauptschulen, Werkrealschulen und Realschulen in Baden-Württemberg ist das Drama Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt eine der Pflichtlektüren zur Abschlussprüfung im Fach Deutsch 2023/2024.
In diesem Beitrag finden Sie eine Kurzbeschreibung und eine ausführliche Zusammenfassung des Dramas Die Physiker sowie Arbeitshefte, die auf die Abschlussprüfung vorbereiten.
Um was geht’s?
Die Verantwortung der Wissenschaft – Drei Physiker leben als geisteskranke Patienten getarnt in einer privaten psychiatrischen Klinik. Einer von ihnen hat eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt, während die anderen beiden sie ihm entlocken wollen. Um ihre Geheimnisse zu schützen, schrecken Möbius, Newton und Einstein auch vor Mord nicht zurück, doch die Anstaltsleiterin Dr. Mathilde von Zahnd ist ihnen einen Schritt voraus.
Dürrenmatt verknüpft die Grundfrage des Stücks nach der Verantwortung der Wissenschaft mit seiner Dramentheorie, der zufolge jede durch Zufall ausgelöste Handlung die schlimmstmögliche Wendung nehmen muss.
Zusammenfassung Die Physiker
Regieanweisung
Zu Beginn der Komödie wird in einer umfangreichen Regieanweisung der Ort des Geschehens beschrieben, das Städtchen, in dem das Sanatorium liegt, die Gebäude desselben, die Patienten, die dort untergebracht sind, wie das dort arbeitende Personal. Auch wird der Mord eines Insassen an einer Krankenschwester erwähnt.
Erster Akt
Der erste Akt wird mit einem Dialog zwischen Inspektor Voß, der zum zweiten Mal die Ermittlungen im Sanatorium aufnimmt, und der Oberschwester Boll eröffnet. Es ist ein zweiter Mord geschehen: Einstein hat Schwester Irene Straub erdrosselt. Anschließend wird Newton von Voß befragt, der drei Monate zuvor auch seine Krankenschwester, Dorothea Moser, erdrosselt hat. Beide Morde sind verübt worden, weil die Krankenschwestern sich in die Physiker verliebt haben und mit ihnen ein neues Leben beginnen wollten. Da Nervenkranke keine Verantwortung für ihre Taten übernehmen müssen, bleibt dem Inspektor wenig Spielraum, seiner Aufgabe, die Mörder dingfest zu machen, nachzukommen.
Das darauffolgende Gespräch mit Frl. Doktor ist für Inspektor Voß nicht aufschlussreicher. Er reklamiert die Sicherheitsvorkehrungen, während Dr. von Zahnd die Mörder bzw. Täter entschuldigt, indem sie die radioaktiven Strahlen, mit denen diese gearbeitet haben, für die Taten verantwortlich macht.
Der Physiker Möbius, der sein Leben in Freiheit geopfert hat, um die Menschheit vor seinen Erfindungen und deren Missbrauch zu retten, wird im folgenden Gespräch von Dr. von Zahnd mit der ehemaligen Frau von Möbius und ihrer neuen Familie dem Publikum nähergebracht. Frau Rose, nun mit einem Missionar verheiratet und mit neun Buben betraut, möchte auswandern. Dementsprechend kommt sie ins Sanatorium, um sich für immer von ihrem Ex-Mann, für den sie 15 Jahre lang das Sanatorium unter größten Opfern bezahlt hat, zu verabschieden. Nachdem Dr. von Zahnd ihr die künftigen Zahlungen erlassen hat, trifft sie mit ihrer Familie auf Möbius. Dieser reagiert zunächst befremdet und freundlich-distanziert, erinnert sich dann anscheinend an seine Familie, wird aber schließlich immer aggressiver und verjagt seine Familie sozusagen, indem er sie wüst beschimpft und verflucht.
Im Anschluss an diese Szene offenbart Krankenschwester Monika Stettler Möbius ihre Liebe und die bereits eingeleiteten Schritte für ein neues Leben in Freiheit. Obwohl auch der Physiker Monika liebt, tötet er sie, um seine Identität als verrückter Wissenschaftler zu wahren. Später wird er behaupten, König Salomo, der ihm regelmäßig erscheine, habe ihm den Befehl für diesen Mord gegeben.
Zweiter Akt
Parallel zum ersten Akt erscheint erneut Inspektor Voß, um Ermittlungen zu führen. Dieses Mal spricht er mit Dr. von Zahnd, die eigentlich nur um ihren guten Ruf besorgt ist. Da Voß bereits um die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen weiß, geht er dieses Mal gelassen vor und akzeptiert die Kapitulation vor dem Gesetz durch die Umstände im Sanatorium: Verrückte sind nicht für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Daher bleibt auch der Dialog mit Möbius folgenlos.
Im weiteren Verlauf treffen die drei Physiker im Rahmen eines opulenten Abendessens zusammen und führen ein Offenbarungsgespräch: Sie gestehen alle drei, dass sie nicht verrückt sind und offenbaren ihr planvolles Handeln. Die Agenten aus dem Ost- und Westblock buhlen um Möbius. Dabei erklärt jeder von ihnen, wie er die Verantwortung des Wissenschaftlers für seine Forschungsergebnisse interpretiert. Die unterschiedlichen Standpunkte werden diskutiert, bis Dr. von Zahnd auftritt. Diese offenbart den Wissenschaftlern, dass sie sie schon lange durchschaue, sich die wissenschaftlichen Ergebnisse von Möbius bereits angeeignet, die Krankenschwestern berechnend auf die Physiker angesetzt und sie so geplant zu Mördern gemacht habe. Ihre angestrebte Weltherrschaft sei nun durch ihren Trust erreichbar, dank des König Salomo, dem sie dienen dürfe. Die Wissenschaftler müssen erkennen, dass das Opfern ihrer Freiheit sinnlos gewesen ist, sie zeitlebens ausgeliefert sind und eingesperrt bleiben.
In drei Schlussmonologen geben Einstein und Newton eine Kurzbiografie ihrer für ihre Maskierung ausgewählten Persönlichkeiten wieder, Möbius die des König Salomo, mit dem er sich nun vollständig identifiziert.
Aus: Dr. Gesine Heddrich: Die Physiker, Lehrerheft, Berkheim/Illerbachen: Krapp & Gutknecht Verlag 2023, S. 5.