In diesem Beitrag finden Sie eine Zusammenfassung des Lustspiels Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist sowie unsere Unterrichtsmaterialien dazu.
Zusammenfassung Der zerbrochne Krug
Auftritt 1–4
Im Haus des Dorfrichters Adam beginnt der Tag chaotisch: Adam hat sichtbare Verletzungen an Kopf und Fuß, behauptet aber, er sei beim Aufstehen aus dem Bett gefallen. Sein Schreiber Licht ist irritiert, denn die Erklärung klingt nicht glaubwürdig. Noch seltsamer wirkt Adam, als er einen wirren Traum schildert, in dem er selbst vor Gericht steht – eine mögliche Vorahnung oder ein schlechtes Gewissen?
Licht kommt eigentlich, um Adam zu warnen: Ein hochrangiger Beamter, Gerichtsrat Walter aus Utrecht, wird das Dorfgericht überprüfen. Im Nachbarort hat das bereits zu Suspendierungen geführt. Adam gerät in Panik und überlegt, sich krankzumelden, doch Licht überredet ihn, sich dem Besuch zu stellen.
Walter erscheint, kündigt aber an, vorerst nur beobachten und nicht bestrafen zu wollen. Dennoch wächst der Druck auf Adam – sowohl durch seine offensichtliche Unruhe als auch durch die Unordnung in der Amtsstube, die hastig beseitigt werden soll.
Auftritt 5–6
Gerichtsrat Walter bemerkt, dass Richter Adam keine Perücke trägt. Adam erklärt, dass er alle verloren habe, doch Walter zeigt wenig Verständnis und drängt auf einen raschen Beginn des Gerichtstages – ein Aufschub wegen fehlender Haare kommt für ihn nicht infrage. Auch ein Versuch Adams, den Prozess durch ein Frühstück hinauszuzögern, scheitert. Auf die Frage nach seinen Verletzungen behauptet Adam, sie hätten keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf.
Kurz darauf treffen mehrere Personen zum anstehenden Prozess ein: Frau Marthe, ihre Tochter Eve, der Bauer Veit Tümpel und dessen Sohn Ruprecht. Marthe beschuldigt Ruprecht wütend, ihren wertvollen Krug zerbrochen zu haben, und lässt sich auch durch Veits Angebot, den Schaden zu ersetzen, nicht besänftigen. Ruprecht hingegen glaubt, es gehe Marthe eigentlich darum, ihn zur Heirat mit Eve zu zwingen. Er lehnt dies scharf ab, beschimpft seine Verlobte Eve und verweigert sich jeglicher Versöhnung. Marthe reagiert aufgebracht und hofft, dass das Gericht den Fall streng bestrafen werde.
Vor Beginn der Verhandlung spricht Adam heimlich mit Eve. Er fragt sie, ob im Gericht tatsächlich nur der Krug zur Sprache kommen solle. Eve bejaht das, woraufhin Adam ihr rät, vorsichtig zu sein. Er erwähnt ein Attest mit Ruprechts Namen und spielt an, dass es um dessen Schicksal – möglicherweise sogar um eine Zwangsrekrutierung – gehe. Adam deutet an, dass er Einfluss auf Ruprechts Zukunft nehmen könne, wenn Eve entsprechend „klug“ sei.
Walter beobachtet diese heimliche Unterhaltung mit Misstrauen und warnt Adam, sich nicht vor dem offiziellen Verfahren mit den Beteiligten einzulassen. Er fordert ihn auf, mit dem Verhör zu beginnen. Adam wirkt nervös und zögerlich, was Walter irritiert. Schließlich eröffnet Adam den Gerichtstag und bittet Frau Marthe als erste Zeugin vorzutreten.
Auftritt 7
Kaum hat der Prozess begonnen, greift Gerichtsrat Walter ein. Richter Adam hält sich übertrieben pedantisch an die Formalitäten und verwirrt damit die Klägerin. Walter drängt ihn, zur Sache zu kommen. Als Frau Marthe den jungen Ruprecht beschuldigt, ihren Krug zerschlagen zu haben, trägt Adam die Anschuldigung voreilig ins Protokoll ein – obwohl Ruprecht widerspricht. Walter kritisiert das scharf und verlangt, dass der Prozess ordnungsgemäß neu begonnen wird.
Statt zur Klärung des Falls beizutragen, verliert sich Frau Marthe zunächst in einer umständlichen Beschreibung des beschädigten Krugs und seiner Bedeutung. Erst dann schildert sie den Vorfall: Am Vorabend habe sie Lärm und Streit aus dem Zimmer ihrer Tochter Eve gehört. Als sie das Zimmer betrat, sah sie den zerbrochenen Krug und fand Eve verstört vor. Ruprecht, ihrer Aussage nach wütend, habe sich im Raum befunden und jede Schuld bestritten. Auf ihre Nachfrage habe Eve angeblich bestätigt, Ruprecht sei der Täter.
Doch Eve widerspricht öffentlich der Darstellung ihrer Mutter. Adam versucht daraufhin, die Aussagen der beiden Frauen zu beeinflussen, was Walter erneut zu einem Einschreiten veranlasst. Walter beginnt zu zweifeln: Adams Verhalten wirkt zunehmend parteiisch, als wolle er Ruprecht bewusst belasten. Der Gerichtsrat äußert erstmals offen den Verdacht, dass Adam selbst in die Tat verwickelt sein könnte.
Anschließend schildert Ruprecht seine Sicht der Dinge: Er habe Eve besuchen wollen und sie im Garten mit einer anderen männlichen Person beobachtet. Wütend sei er ins Haus gedrungen. Dabei sei der Krug zu Bruch gegangen, und ein unbekannter Mann sei durch das Fenster geflüchtet. Ruprecht habe diesen verfolgt und mit einem Türgriff am Kopf getroffen, doch die Person sei entkommen. Danach sei er zurückgekehrt, habe Eve zur Rede gestellt, woraufhin deren Mutter erschien und ihn beschuldigte. Nachbarn seien auch hinzugekommen. Eve habe dann ihre Mutter im Glauben gelassen, er habe den Krug zerbrochen.
Als Frau Marthe verlangt, dass Eve als Zeugin vernommen wird, lehnt Adam das mit einer seltsamen Begründung ab. Walter kommentiert spöttisch das Durcheinander aus Halbwissen und Widersprüchen in Adams Prozessführung – ein weiteres Anzeichen für dessen Unfähigkeit oder Befangenheit.
Auftritt 8–9
Noch bevor Eve aussagen kann, versucht Richter Adam erneut, sie subtil unter Druck zu setzen. Er macht ihr deutlich, dass es ihm egal sei, ob sie Ruprecht oder jemand anderen belastet – solange sie nicht etwas Unerwünschtes sagt. Walter, der dieses Verhalten bemerkt, greift endgültig durch und erklärt, dass Adam kein Recht mehr habe, den Vorsitz zu führen.
Eve beteuert schließlich, dass Ruprecht den Krug nicht zerschlagen habe. Gleichzeitig wirft sie ihm vor, ihr Vertrauen verspielt zu haben, obwohl sie ihm treu sei. Als sie Adam offen Unverschämtheit vorwirft, mahnt Walter sie zur Mäßigung, stimmt ihr aber im Kern zu: Der Dorfrichter habe sich so verdächtig gemacht, dass er selbst eher vor Gericht als auf dem Richterstuhl sitzen sollte.
Als Eve sich weigert, weitere Angaben zu machen, aber erneut betont, Ruprecht sei unschuldig, bricht ihre Mutter Marthe in wütende Enttäuschung aus. Sie verstößt ihre Tochter und wirft ihr vor, Schande über die Familie gebracht zu haben. Nun versucht Marthe, Ruprecht auf andere Weise zu belasten: Sie behauptet, er habe mit Eve fliehen wollen, um dem Militärdienst zu entkommen. Als Beweis will sie die Nachbarin Brigitte als Zeugin aufrufen, die angeblich gesehen habe, dass Ruprecht spätabends mit Eve im Garten war.
Diese Behauptung bringt auch Ruprechts Vater Veit gegen seinen Sohn auf, denn es scheint nun, als habe Ruprecht tatsächlich eine Flucht geplant. Doch Ruprecht erklärt, die Aussagen von Frau Brigitte seien erlogen – er habe lediglich nach Utrecht gewollt, um sich freiwillig zum Militär zu melden.
Walter ordnet daraufhin an, dass die Nachbarin Brigitte als Zeugin vorgeführt wird, um Klarheit über die widersprüchlichen Aussagen zu gewinnen.
Auftritt 10–12
Während die Verhandlung unterbrochen ist, bis die Zeugin Frau Brigitte eintrifft, versucht Gerichtsrat Walter mehr über die Verletzungen am Kopf des Dorfrichters Adam zu erfahren. Doch dieser verstrickt sich in widersprüchliche Erklärungen. Auch zur verlorenen Perücke erfindet Adam eine neue Geschichte. Walters Zweifel wachsen weiter. Er befragt nun Ruprecht erneut, wie oft dieser dem Unbekannten in Eves Zimmer mit der Türklinke auf den Kopf geschlagen habe. Ruprecht antwortet, zweimal, aber er habe nichts erkennen können, da es stockfinster gewesen sei. Der Unbekannte habe ihm sogar Sand in die Augen geworfen.
Schließlich erscheint Frau Brigitte – ausgerechnet mit einer Perücke in der Hand. Adam behauptet, er habe sie Ruprecht mitgegeben, damit dieser sie zum Perückenmacher bringe. Ruprecht bestreitet das, denn er habe die Perücke längst abgegeben. Frau Brigitte berichtet, sie habe in der Tatnacht Eves wütende Stimme gehört, als diese jemanden beschimpfte. Auf ihre Nachfrage habe Eve bestätigt, es sei Ruprecht gewesen. Dann sei ein kahlköpfiger Mann mit auffälligem Gang an ihr vorbeigehuscht. Sie sie glaubt, es sei der Teufel gewesen.
Brigitte erzählt weiter, dass sie am nächsten Tag zusammen mit Schreiber Licht Spuren im Schnee gefunden und verfolgt habe. Diese führten direkt in Adams Haus. Als Walter schließlich auch Adams hinkenden Gang – seinen Klumpfuß – bemerkt, wird ihm die Wahrheit klar: Adam selbst war in Eves Zimmer und hat den Krug zerschlagen. Er beschimpft Adam öffentlich und verlangt, dass die Gerichtsverhandlung beendet wird. Nur aus Rücksicht auf das Ansehen des Gerichts lässt er ihn nicht sofort öffentlich bestrafen.
Doch Adam gibt sich noch nicht geschlagen: Er verurteilt Ruprecht trotz allem zu Gefängnis, wegen angeblicher Beleidigung des Gerichts. Da platzt Eve der Kragen – sie schreit, dass Adam der Täter sei, dass er bei ihr im Zimmer war und den Krug zerstört habe. Der bloßgestellte Dorfrichter flieht daraufhin panisch aus dem Gerichtssaal.
Nach dieser Enthüllung versöhnen sich Eve und Ruprecht. Eve bittet Walter, Ruprechts Einzug ins Regiment zu verhindern. Dabei wird deutlich: Adam hatte versucht, Eve mit gefälschten Papieren zu erpressen – ihr Schweigen während des Prozesses war also erzwungen.
Walter kündigt an, dass Adam suspendiert wird und der ehrliche Schreiber Licht seine Nachfolge antreten soll. Frau Marthe, die Gerechtigkeit für ihren zerbrochenen Krug fordert, wird von Walter an das nächsthöhere Gericht verwiesen.
Vereinfacht und gekürzt von Nina Keßler und Julia Biedermann.
Eine ausführliche Inhaltsübersicht finden Sie in:
Günther Gutknecht: Der zerbrochne Krug, Lehrerheft, Berkheim/Illerbachen: Krapp & Gutknecht Verlag 2010, S. 4–9.