Gerechtigkeit durch Gewalt?
Im frühen 16. Jahrhundert reist der im Brandenburgischen lebende, angesehene Rosshändler Kohlhaas nach Sachsen, um zwei Reitpferde zu verkaufen. Unterwegs zum Pferdemarkt muss er die Rappen als Zollpfand bei dem vagabundierenden adeligen Junker Wenzel von Tronka zurücklassen und erhält diese in einem erbärmlichen und damit wertlosen Zustand zurück. Michael Kohlhaas’ Klage beim Kurfürsten von Sachsen wird abgewiesen. Als seine Frau versucht, mit einer Petition zur einflussreichen Fürstin vorzudringen, wird sie durch einen Lanzenstich getötet. Entsetzt über die Ermordung seiner Frau und enttäuscht darüber, dass er auf juristischem Weg keine Gerechtigkeit erfährt, greift Michael Kohlhaas zur Selbstjustiz und beginnt einen blutigen Rachefeldzug, mordet und steckt Städte in Brand. Er wird zur Gefahr für Sicherheit und Ordnung des Landes. Da tritt der von Kohlhaas verehrte Martin Luther auf den Plan und ermahnt Kohlhaas, woraufhin sich die beiden treffen. Kohlhaas bemerkt bald, dass Luther eigentlich auf seiner Seite steht. Er löst seine Truppen auf und reist nach Dresden, wo Wenzel von Tronka sich vor Gericht verantworten muss und letztlich zu zwei Jahren Haft verurteilt wird. Doch auch Kohlhaas selbst wird angeklagt und wegen Landfriedensbruchs
zum Tode verurteilt.
Kleists Novelle über den betrogenen Michael Kohlhaas ist ein Klassiker. Der Autor gestaltet in der dramatischen Handlung die Suche nach Gerechtigkeit und den Schutz des Individuums vor Obrigkeit, Willkür und Korruption durch Gesetze.